138 Organisationen fordern: EU-Pestizidrecht durchsetzen, statt Schutzstandards aufweichen

Wien, am 28.10. (OTS) – Die Agrarindustrie strebt unter dem
Deckmantel der „Vereinfachung“
eine Aufweichung oder sogar eine Abschaffung bestehender Umwelt- und
Gesundheitsstandards bei Pestiziden an. 138 Organisationen, darunter
die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000, fordern in einem Offenen
Brief an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen das Gegenteil:
eine konsequente Durchsetzung des EU-Pestizidrechts. Unterzeichnet
haben den Brief zahlreiche Wissenschaftler:innen, Imkereiverbände,
Gesundheits- und Umweltorganisationen, Verbände des ökologischen
Landbaus sowie Vertreter:innen des Wassersektors aus ganz Europa.

„Die Kommission sollte die noch immer bestehenden Schlupflöcher
für giftige Pestizide schließen und nicht neue öffnen“, erklärt dazu
Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker bei GLOBAL 2000.

EU-Kommission setzt Kettensäge an
Als „Food and Feed Safety Simplification“ tarnt die EU-Kommission
diesen Anschlag auf Umwelt und Gesundheit. Zu diesem sogenannten
„Vereinfachungs-Omnibus“ gingen 6.640 Stellungnahmen ein – die große
Mehrheit davon warnt vor einer Absenkung des Schutzniveaus für Mensch
und Umwelt. Der offene Brief folgt dieser berechtigten Kritik:
„Gefährliche Pestizide würden weiter über Jahre auf dem Markt
bleiben. Die Folgen für Gesundheit, Wasser und Biodiversität sind
gravierend“, warnt Burtscher-Schaden. Er befürchtet, dass Ausnahmen
für hochgefährliche Pestizide ausgeweitet, Übergangsfristen für
verbotene Stoffe verlängert und das Prinzip befristeter Zulassungen
weiter abgeschwächt würden.

Gefährliche Pestizid-Cocktails
Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen eine weitverbreitete Belastung
durch Pestizidcocktails in Luft, Wasser, Böden, Lebensmitteln,
Wohnungen, Tieren und Menschen. Besonders betroffen sind
Landwirtinnen und Landwirte. Sie tragen ein erhöhtes Risiko für Krebs
und neurodegenerative Erkrankungen. Gleichzeitig nimmt das
Artensterben zu und bedroht mangels Bestäubung durch Insekten die
Ernte.

Menschen fordern Umdenken
Die Forderung nach einer Reduktion von Pestiziden ist gut
dokumentiert : durch öffentliche Konsultationen, Eurobarometer-
Umfragen, Meinungsforschungen und zwei erfolgreiche Europäische
Bürgerinitiativen. „Die Bürger:innen der EU wollen das Gegenteil
dessen, was Industrie und manche Mitgliedstaaten derzeit fordern“,
sagt Burtscher-Schaden: „Sie wollen den Ausstieg aus schädlichen
Pestiziden und eine gesunde Zukunft – für Natur, Menschen und
Landwirtschaft.“